Achtsam zum Wunschkind

Infos für Familie und Freunde

Der „richtige“ Umgang mit nahestehenden Menschen in dieser Zeit hängt stark von ihrer Beziehung und dem Vertrauen zueinander ab. Folgende Gedanken können helfen einander besser zu verstehen:

 

Liebe  Menschen mit Kinderwunsch,

eure Bezugsmenschen kennen die Situation in der ihr gerade seid aus eigener Erfahrung meist nicht. Das macht es für sie enorm schwierig, nachzuempfinden, wie es euch geht. Viele eurer Gesprächspartner reagieren deshalb (zu) sachlich rational auf eure Herzensangelegenheit, den Kinderwunsch. Oder sie geben gutgemeinte aber völlig unpassende Ratschläge. Wir sind es in der Regel gewohnt, dass wir durch Anstrengung und bestimmte Strategien unsere Lebensziele erreichen- da ist die Familienplanung oft erstmalig eine Lebenslage in der dies (unerwartet!) nicht funktioniert! Wenn euer soziales Umfeld von eurem unerfüllten Kinderwunsch erfährt, können unterschiedliche Gefühle und Bedürfnisse ausbrechen. Häufig wollen Familie und Freunde trösten, unterstützen und euch Mut machen. Darüber hinaus muss der Eine oder Andere auch gegen die Angst ankämpfen, diese Situation könne auch ihn selbst (direkt oder indirekt) betreffen, sei es durch eigene Kinder oder Enkelkinder. Wichtig ist, dass ihr als Paar euch gemeinsam entscheidet, wem und wieviel ihr von eurem Kinderwunsch (und Kontakt zum Kinderwunschzentrum) erzählt. Ohne konkrete Diagnosen zu nennen (wer möchte schon als der „Verursacher“ angesehen werden?!) könnte eine Formulierung sein: „Wir wünschen uns ein Kind, aber bisher klappt es nicht. Wir holen uns da gerade Hilfe, möchten jedoch über die Details nicht sprechen. Bitte respektiert das.“

Oft müsst ihr das wiederholen wenn später Nachfragen kommen- es ist euer Kinderwunsch, und wenn Kinder auf natürlichem Weg entstehen sind normalerweise eure Familien und Freunde ja auch nicht beteiligt! Ihr habt ein Recht auf eure Privatsphäre und solltet zudem in dieser anstrengenden Zeit keine (übermässige) Rücksicht auf Andere oder soziale „Verpflichtungen“ nehmen müssen.

 

Liebe Angehörige und Freunde,

sicher möchten Sie helfen, mit Tipps und Anteilnahme unterstützen. Das ist beim Thema des unerfüllten Kinderwunsches sehr schwierig! Zum Einen ist es ein ganz intimes Thema, weshalb verständlicherweise die meisten Betroffenen nicht über Details sprechen wollen, und zum Anderen bekommen sie bereits professionelle Unterstützung die tatsächlich besser über alles Bescheid weiß als das Internet, die Tochter eurer Nachbarn die zufällig auch einen Kinderwunsch hatte, etc.

Bitte respektieren Sie die Privatsphäre ihrer Lieben und bewahren Sie das Vertrauen das sie bewiesen haben, Sie überhaupt in die Situation einzuweihen- Gespräche mit Dritten darüber sind tabu!

Wenn Sie etwas Sinnvolles tun wollen, dann seien Sie einfach für sie da, seien Sie ansprechbar und vor allem nachsichtig wenn die Gefühle Achterbahn fahren. Viele Kinderwunschpaare sind zwischendurch wütend oder traurig und müssen sich gerade bei Familienfeiern oft zurückziehen. Dies ist absolut normal und solche Bedürfnisse sollten Sie respektieren, auch wenn es schwerfällt. Gleichzeitig möchte niemand auf den unerfüllten Kinderwunsch reduziert werden- es gibt weiterhin auch andere Themen im Leben über die man sich beim Zusammentreffen austauschen kann. Fragen Sie im Zweifelsfalle einfach nach, was Sie tun können oder drücken Sie ehrlicherweise Ihre Hilflosigkeit aus. Dies ist meist angemessener als ungefragte Lösungstipps oder Bagatellisierungsversuche („Ist doch nicht so schlimm, das wird schon...“).

Wenn Sie unsicher sind, rufen Sie mich an- ich berate bei Bedarf auch Angehörige !