Achtsam zum Wunschkind

Abschied vom Kinderwunsch

Für viele Menschen mit Kinderwunsch ist der Gedanke extrem schmerzhaft, sich von Behandlungen zu verabschieden.

Oft werde ich in Beratungen gefragt "Wie merken wir, dass es Zeit ist, aufzuhören?!"

Wenn Sie in Kontakt sind mit sich und Ihren Gefühlen, dann spüren Sie, dass der Schmerz und die Trauer (auch ggf. Wut) immer stärker werden, dass die Motivation zu neuen Behandlungen schwieriger wird und auch Hoffnung kaum noch da ist in Ihnen- ganz gleich, was Ärzte zu den Prognosen sagen. Oft werden andere Lebensbereiche wieder wichtiger und alte Ziele werden wieder fühlbar (je nachdem wie angespannt Sie innerlich sind durch die Belastungen)- Sie empfinden z.B. nicht mehr bereit zu sein, auf alle Urlaube weiterhin zu verzichten, um Behandlungen weiterzuführen. Dies darf so sein! Es ist ein gesunder Selbstschutz der einsetzt, der zeigt: "Hier ist eine persönliche Grenze der Belastung erreicht die es gilt ernst zu nehmen!" Bei manchen Frauen zeigt sich diese Grenze in der Phase der Diagnostik, bei anderen nach einer Behandlung- wieder andere Frauen springen von einer Behandlung in die nächste ohne Atempause- was so nach meiner Erfahrung eher bedenklich ist, weil es kaum Raum lässt für notwendige Trauer und Besinnung. Schlimmstenfalls bekämpfen Frauen ihren Körper der nicht "funktioniert" wie er soll....

Es ist ganz individuell wieviel Kinderwunschtherapie für Sie hilfreich oder schädlich ist und sagt nichts aus darüber, wie belastbar, erfolgreich und stark Sie in Ihrem sonstigen Leben sind! Jede Diagnose ist eine Kränkung die man gleichzeitig nicht durch Leistung (= Kinderwunschtherapie) bekämpfen kann und sollte. Persönliche Kränkungen brauchen Trauerarbeit und Schutzraum, Achtsamkeit und Selbstfürsorge, keinen Behandlungsmarathon!

Aufzuhören mit Behandlungen (oder auch nur erst einmal eine Pause zu machen, um zu erkunden wie es sich anfühlt) oder/ und über einen Plan B zu sprechen ist kein Verrat an Ihrem Kinderwunsch! Es bedeutet NICHT, dass Sie sich plötzlich Ihr Kind nicht mehr wünschen- es zeigt jedoch wie Sie sich verantwortlich verhalten können- sich selbst und auch Ihrer Paarbeziehung gegenüber. Leider kenne ich einige Paare die zwar am Ende von Behandlungen ein Kind hatten, deren Paarbeziehung jedoch zerbrochen ist. Ermutigend erlebe ich es immer in Beratungen wenn Paare zu mir kommen die wahrnehmen, wie hoch der Druck des Kinderwunsches werden kann und die Pausen in Behandlungen einlegen, um sich erst einmal wieder mehr um sich selbst zu kümmern.